Ferienkinder

Ab 1919 begannen private Organisatoren den Kindern der Region Aufenthalte in Dänemark anzubieten.

Als Folge des Ersten Weltkrieges litt die Bevölkerung in Deutschland an Hunger. Die Kinder waren unterernährt und entsprechend unterentwickelt. Damalige Untersuchungen zeigten, dass die Kinder aus Flensburg in der Regel ein paar Zentimeter kleiner waren als gleichaltrige Kinder nördlich der Grenze.

Dänemark hatte nicht am Krieg teilgenommen und die Versorgungslage war dort viel besser. Darum begannen ab 1919 private Organisatoren den Kindern der Region Aufenthalte in Dänemark anzubieten. Mehr als 6.000 Kinder aus Nord- und Südschleswig reisten allein im Sommer 1919 zu Pflegefamilien nach Dänemark.

Kinder an Bord des Dampfers „Aegir“. Bei Ankunft und Abfahrt des Schiffes strömten die Menschen zum Hafen. Nicht selten waren es Kinder, die mit Fahnen und Gesängen dann die Stimmung aufwiegelten, so dass die Polizei einschreiten musste.

Feriebørn, der nu vender velernærede hjem med madpakker og til dels med nyt tøj.

Ferienkinder, die sich gut erholt und mit Versorgungspaketen, sowie teilweise neu eingekleidet, wieder auf den Heimweg machen.

Die Reaktionen auf deutscher Seite waren nicht nur positiv und das Thema der Versorgungslage bestimmte den anschließenden Wahlkampf bis zur Abstimmung.

Im Sommer 1920 kam es zwischen Deutschland und Dänemark zum Streit um die Ferienkinder. Südschleswig war durch die Abstimmung bei Deutschland verblieben und es wurden dänische Schulen für die in Deutschland verbliebene dänische Minderheit gegründet. Von deutscher Seite warf man Dänemark vor, mit den Ferien deutsche Kinder und ihre Eltern beeinflussen zu wollen, um sie für diese dänischen Schulen zu gewinnen. Die deutschen Behörden lehnten darum eine Senkung der Passgebühren ab, so dass die Eltern sich den Grenzübertritt der Kinder nicht leisten konnten.

„Mit Speck fängt man noch immer Mäuse

Die Sache ist in der Form doch reichlich verdächtig. Will man damit etwa „Anreiz zur Produktion” einer möglichst grossen Schülerzahl für die dänische Schule geben?“

Flensburger Nachrichten 28. Juni 1920

„Der deutsche Krieg gegen die dänischen Ferienkinder

Wir nehmen uns aus gutem Herzen Eurer Kinder an, aber wenn Sie verhindern möchten, dass die Kinder unserer eigenen Volksgenossen an denselben Gütern teilhaben, dann werden wir darauf verzichten Euren Kindern zu helfen!“

Flensborg Avis 16. Juli 1920

Es fanden sich weitreichende private Spenden, die es den Kindern damals trotzdem ermöglichten ihre Ferien in Dänemark zu verbringen. Die Ferienkinderreisen nach Dänemark gibt es bis heute.

Nach dem Anschluss Nordschleswigs an Dänemark wurden deutsche Beamte aus Dänemark ausgewiesen. Die deutschen Behörden versuchten ihrerseits schulpflichtige Kinder, die von Eltern nach Dänemark geschickt worden waren, zurückzuholen.

Til rektor Schmidt

Her St. Johannis drengeskole

De sendte en anmodning om at min søn Adelbert,
der har været i Danmark siden september sidste
år, skal vende tilbage og besøg skolen. Min søn
er korrekt afmeldt hos politiet og skolemyndighederne
her. I henhold til det vedlagte certifikat
gik han på realskolen der og blev adopteret af de
nuværende plejeforældre som deres eget barn.
Drengen, som var svag her på grund af underernæring,
har udviklet sig pragtfuldt der.

Det ville være synd for ham at udsætte ham vores
sultliv igen. Ud over Adelbert har jeg 5 børn i
alderen 4-14 år, og det er ikke muligt for mig at
forsyne dem alle. Indtil slutningen af krigen måtte
jeg ligge i skyttegravene for Preussen, mens min
familie sultede hjemme. Jeg kom tilbage til fattigdom,
fordi de sidste 2 år har alle 5 børn været
syge. Af ovennævnte grunde, og fordi drengen
ville komme til den danske skole den 1. oktober
[alligevel], beder jeg om at de afstå fra deres anmodning.
[...]

Ydmygt
Otto Emiel Hahn
arbejder
Damhofstrasse 4
kælder