Volksabstimmung – warum?

Die Frage der nationalen Zugehörigkeit Schleswigs.

Slesvig

Auf der Karte kann man sehen, dass die jütische Halbinsel wie eine Landbrücke zwischen dem skandinavischen Kulturkreis und dem europäischen Festland liegt. Hier begegneten sich darum die Menschen aus dem Norden und dem Süden. Durch die Seefahrt über die Meere kamen wieder andere Kontakte hinzu und so ist es ganz natürlich, dass die Halbinsel, die man auch Jütland nennt, besonders im Süden von verschiedenen Völkern gemeinsam besiedelt wurde.

Noch heute sprechen die Menschen, die hier leben, Deutsch oder Dänisch, Plattdeutsch, Süderjütisch und an der Westküste sogar Friesisch.

Die Mächtigen hatten sich aber von jeher darum gestritten, wohin dieses Land zwischen den Meeren, das etwa seit dem Jahre 1200 ein Herzogtum war, eigentlich gehören soll: Zum Norden, wo der dänische König regierte oder zum Süden, wo der deutsche Adel das Sagen hatte? Oft wechselten die Besitzverhältnisse oder den verschiedenen Herrschern gehörten jeweils nur einige Teile des Landes. Über lange Zeit jedoch war der Dänische König auch gleichzeitig der Herzog von Schleswig.

Auf diesem Gemälde huldigen die Schleswiger 1721 dem dänischen König Frederik IV. Im Hintergrund Schloss Gottorf, Residenz der Gottorfer Herzöge und Statthalter des Königs.

Ausgelöst durch die Französische Revolution verbreitete sich im 19. Jahrhundert in der Bevölkerung Europas dann die Idee von Nationalstaaten. So eine Nation sollte aus einem souveränen Volk mit gemeinsamer Sprache und Kultur bestehen. In einem gemischten Siedlungsgebiet wie dem Herzogtum Schleswig führt dies aber zwangsläufig zum Streit, denn nun wollten einige ein selbstständiges deutsches Schleswig-Holstein und andere, dass man weiterhin zum dänischen Staat gehört. Es kam in der Folge sogar zu zwei Kriegen.

Im Ersten Schleswigschen Krieg (1848-1851) versuchten Schleswig und Holstein erfolglos sich von Dänemark zu lösen. Alles blieb zunächst, wie es, war und jene, die sich eher deutsch fühlten, waren natürlich nicht glücklich weiter im dänischen Gesamtstaat zu leben.

Im Zweiten Schleswigschen Krieg von 1864 siegte Preußen dann gemeinsam mit Österreich gegen Dänemark. Das gesamte Herzogtum Schleswig wurde nun von Preußen eingenommen und fortan waren alle Schleswiger ein Teil des kurz darauf gegründeten Deutschen Reiches. Jetzt waren jene, die sich dänisch fühlten, nicht glücklich in einem deutschen Staat leben zu müssen.

Als das Deutsche Reich ein halbes Jahrhundert später jedoch den Ersten Weltkrieg (1914-1918) verlor, ergab sich für die dänischgesinnten Schleswiger die Gelegenheit, bei den Friedensverhandlungen wieder die Frage nach Schleswigs Zugehörigkeit vorzubringen. Die Siegermächte Frankreich, Großbritannien und die USA beschlossen daraufhin, dass es nun an der Zeit sei den Süden Jütlands endgültig zwischen Dänemark und Deutschland aufzuteilen. Weil der amerikanische Präsident Wilson die Idee vom Selbstbestimmungsrecht der Völker hatte, wurde darüber hinaus entschieden, dass die Menschen nun erstmals auch selber über ihre Zugehörigkeit abstimmen durften.

Zwei große Kriege führte man um die Zugehörigkeit von Schleswig. Hier siehst Du die Darstellung eines Kampfes während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung.